Die Freiheit des Truckers

Manchmal ist es doch merkwürdig, auf welche Weise sich die kleinen Zeichen des Lebens uns anbieten, oder? Vielleicht geht das auch nur mir so:

Unsere erste Etappe führte von Berlin nach Österreich (gut 700 km), das ist mehr als wir am Stück schaffen, also haben wir nach bewährtem Verfahren wieder die Nacht auf einem Autobahnrastplatz geschlafen. Das ist für uns die effizienteste Methode um „Strecke zu machen“. Wir können mit schlafenden Kindern so lange fahren, wie es die eigene Müdigkeit zulässt, verlieren keine Zeit durch Wege zum Campingplatz über Land und unnötiges Auf- und abbauen und am nächsten Morgen geht es direkt weiter, Frühstück gibt es im Auto. So haben wir die erste Nacht dieser Tour auf einem Autobahnrastplatz zwischen Berlin und Passau verbracht. Nach der, zugegebenermaßen, recht lauten Nacht, schlapp ich also mit meinem Rastplatzmorgenkaffee (übrigens noch ein Vorteil von Rastplatzübernachtungen: der Kaffee am Morgen.) … schlappe ich also über den Rastplatz und da kommt es mir entgegen, mein Zeichen von Freiheit, in Form eines polnischen LKW Fahrers.

Die Morgensonne scheint vom blauen Himmel, der Kaffee dampft und vor mir kreuzt er – nackt bis auf den Schlüpfer, behaarter Rücken bis zum Hals und in der typischen Figur eines Mannes der tagein tagaus im LKW sitzt., meinen Weg. Und mich flutet das Gefühl, „That made my day!“ Leider gibt es dafür keinen guten deutschen Ausdruck und außerdem war es exakt das, was ich gedacht habe. Aber warum? Nun entsprechen Männer dieser Statur so gar nicht meinem Ideal von Sexappeal, andernfalls hätte ich mit Patric die wohl denkbar schlechteste Wahl getroffen. Dieser Mann strahlte aber einen Frieden mit sich selbst und der Welt aus, dass es fast greifbar war. Er war frei davon, wie man aussehen „sollte“ oder was bzw. ob man etwas anziehen „sollte“, welcher Ort besonders schön ist und welche Geräuschkulisse angenehm ist. Er wirkte wie jemand, der genau da war, wo er sein wollte und das im Schlüpfer neben der A9 zwischen Berlin und Passau.

Das ist für mich Freiheit, das zu tun, was man möchte, unabhängig davon wo man ist, wer man ist oder was von einem erwartet wird.

Ich muss zugeben, es hat ein paar Tage gedauert bis ich verstanden hatte warum mir diese Szene so gut gefiel. Aber dieser Mann hat mich in seiner Unbefangenheit beeindruckt.

Wir haben die letzte Woche hier in Oberösterreich verbracht und die Sonne genossen. Wir waren Schwimmen, die Mädels und ich waren Stand-Up-Paddeln und wir haben die ersten Tage unterwegs genossen.

Das ist auch Freiheit, aber bei Weitem noch nicht so formvollendet wie die des Truckers.

 

Zurück on tour

Es ist viel passiert in den letzten 4 Monaten. Wir haben den Sommer, beziehungsweise das, was in Norddeutschland dafür gehalten wird, in Bissendorf verbracht. Wie schon beim letzten Mal … in Bissendorf scheine ich nicht zum Schreiben zu kommen. Aber sei es drum, seit 10 Tagen sind wir wieder unterwegs, erst in Berlin und am letzten Sonntag haben wir das Land verlassen und genießen nun die österreichische Sonne in der Nähe von Linz, 28 Grad und Badespaß im See inklusive. (Und da ist dann plötzlich auch wieder Zeit und Lust zum Schreiben.)

 

 

Die ersten Tage brauchen wir erfahrungsgemäß um uns einzugrooven, auch unsere „Ferien“ sind zuende und die Mädels haben „das Lernen“ wieder aufgenommen. Viele neue Erkenntnisse habe ich bei der Vorbereitung auf das neue Schuljahr gewonnen, dazu in den nächsten Wochen mehr.

Und nun das Wichtigste, wir sind jetzt einer mehr! Das Unmögliche ist passiert … wir haben einen kleinen Jungen bekommen! Mitte Juni hat uns unser kleiner Henk überrascht. Gleich mehrfach, zum einen war er noch vor der Hebamme da und zum anderen hatten wir auch fest mit einem fünften Mädchen gerechnet. Macht aber nichts, er hat die Herzen aller Familienmitglieder im Sturm erobert. Er ist wohl am ehesten das, was man als einen Sonnenschein bezeichnet und am Allerliebsten liegt er mittendrinn. Ein bisschen ist es, als wäre er schon immer dabei. Es gibt gar keine Worte dafür, wie sehr wir ihn lieben.

 

 

Wir freuen uns sehr auf die nächsten Wochen; den Sommer etwas verlängern und wieder Geschwindigkeit aus dem Alltag herausnehmen. Die Tour führt uns diesmal nach Süd-Osteuropa, wobei die genaue Reiseroute noch nicht feststeht. Wir werden uns natürlich nach den aktuellen Reiseregelungen richten müssen und auch ein paar organisatorische Dinge im Blick behalten, aber abgesehen davon wollen wir interessante Orte sehen und noch mehr als bei den letzten Touren die Länder entdecken.

Mit der festen Überzeugung immer dorthin zu gelangen, wo wir sein sollen, geht es weiter…

 

Der Sonne entgegen

Die letzten Wochen war es sehr ruhig hier auf diesen Seiten … das hatte verschiedene Gründe. Ein Grund war, dass wir weiter gezogen sind und das raue Irland gegen das schroffe Vulkangestein La Palmas (Kanarische Inseln, links neben Teneriffa und La Gomera) getauscht haben, zum anderen fordert zu Weilen auch die fortschreitende Schwangerschaft ihren Tribut, sodass ich an manchen Abenden einfach sehr früh schlafen gegangen bin. Und außerdem habe ich an einem sehr intensiven Geburtsvorbereitungskurs teilgenommen, der mich sehr gestärkt hat, der aber sowohl zeitlich als auch emotional viele Ressourcen gebunden hat. Auch wenn ich nach vier natürlichen Geburten weiß, wie eine Geburt technisch funktioniert, finde ich es wichtig sich auf jede Geburt vorzubereiten. Und jeder, der mich kennt weiß, wie sehr mir das Thema natürliche und sanfte Geburt am Herzen liegt und das ich der festen Überzeugung bin, dass Geburten grundsätzlich schöne und stärkende Erlebnisse sein können. Ich habe bei diesem Kurs noch einmal viel Neues gelernt und Geburt aus einer ganz anderen Perspektive gesehen. (Für alle, für die das Thema gerade auch aktuell ist, hier der Link zum Kurs: https://diehorlachers.com/intensivkurs/)

Jetzt aber zurück zur Reise… ich gewinne immer mehr den Eindruck, wenn es richtig ist, dann läuft es plötzlich einfach. Das war auch diesmal wieder der Fall, wochenlang haben wir überlegt und gedanklich hin und her geschoben und dann plötzlich fügte sich Eins ins Andere, wir haben ein schönes und erschwingliches Ferienhaus auf La Palma gefunden, Flüge gab es auch (in Zeiten von Corona ist auch das nicht selbstverständlich) und der Geistesblitz mit dem Autorücktransport kam auch rechtzeitig. Koffer?? Gab es einfach geschenkt. Wenn das kein Zeichen ist?!

Als wir unseren lieben, irischen Ferienhausvermietern von unserem Plan erzählten nach La Palma zu fliegen, waren sie erstens ganz begeistert und zweitens steuerten sie wie selbstverständlich zwei riesengroße Koffer bei.

Am Samstagmittag vor einer Woche haben wir dann im County Cork das Auto bestiegen und sind 5 Stunden bis Dublin gefahren. Anders als wir es in anderen Teilen Europas erlebt haben, wird in Irland auf den Straßen kontrolliert, wir sind mehrmals angehalten worden und mussten erklären was wir vorhaben. So sind wir auch in eine etwas erschreckende Auseinandersetzung mit einem irischen Streifenpolizisten geraten, der unsere Unternehmung so gar nicht gutheißen konnte. Da wir nichts Verbotenes tun, waren ihm allerdings die Hände gebunden, was ihn nur noch mehr zu ärgern schien. Armer Kerl.

Unser Auto mit all den Dingen, die wir auf La Palma nicht brauchen würden, haben wir an diesem Abend an Dominic übergeben, ein Transportunternehmer aus Dublin, der unser Auto nach Bissendorf überführt hat. In Dublin übernachteten wir dann in einem typisch britischen Bed and Breakfast. Patric und ich fühlten uns direkt in unsere Zeit in Schottland zurückversetzt. Herrlich!

Pünktlich um 5.30 Uhr standen wir am nächsten Morgen mit unseren zwei neuen Koffern, 4 Bananenkisten und 4 aufgeregten Mädels am Flughafen. Kann mir mal einer erklären, warum Flüge so früh sein müssen? Warum man am Flughafen immer 2 Stunden eher da sein muss? (Und das war diesmal richtig knapp!) Und kann sich jemand vorstellen, wie spät man aufstehen muss, um mit 4 Kindern um halb sechs samt Gepäck am Dubliner Flughafen zu sein? Ich sag es euch um 4 Uhr! Mitten in der Nacht!

Aber mal abgesehen davon, dass ich 4 Uhr aufstehen für eine Zumutung halte (Ja, ich weiß es gibt Leute, die machen das beruflich – ihr habt meinen Respekt.) hat alles reibungslos geklappt. Die Koffer waren nicht zu schwer, der grimmig schauende Beamte vom irischen Grenzschutz VOR der Sicherheitskontrolle (auch so ein Corona-Ding) hat 3 Personen vor uns Feierabend gemacht und als wir das Gefühl bekamen, langsam wird es aber knapp, hat direkt vor uns ein weiterer Schalter an der Sicherheitskontrolle geöffnet, das hat uns einiges an Zeit gespart. Als wir am Gate ankamen, wollten die Damen es gerade schließen, sodass es quasi auf die Minute gepasst hat.  Es hat einfach alles geklappt!

Auch der Flug war absolut okay. Wenn man mit vier Kindern irgendwo hinkommt, sei es ins Flugzeug, in ein Restaurant oder ähnliches, sieht man in ungefähr der Hälfte der Gesichter Panik aufblitzen. Im Flugzeug hätte ich schwören können, dass ein anderer Fluggast sein Gebet von „Lieber Gott, bitte lass das Flugzeug nicht abstürzen“ spontan in „Bitte, lass die Familie mit den vielen Kindern nicht die Reihe vor mir haben“ umgeändert hat. Tja, der hatte leider Pech, er hatte dann die Familie mit dem quengeligen Einzelkind vor sich.

Nachdem Lisbeth dann kurz nach dem Start eingeschlafen ist, vier Uhr aufstehen hat auch seine guten Seiten, der Rest der Bande seine Nasen in die Bücher gesteckt hat, verlief der Flug gerade zu langweilig; sodass es darüber tatsächlich nicht mehr zu berichten gibt als: wir sind geflogen von Irland nach Teneriffa, umstieg in Teneriffa und Weiterflug nach La Palma.

Mit abenteuerlich beladenem Mietwagen sind wir bei Sonnenuntergang am Ferienhaus angekommen – mit dem guten Gefühl „offensichtlich sollten wir genau hier sein“!

Nie wieder etwas verpassen

Hin und wieder in den tollen Beiträgen von Judith erwähnt, arbeite ich im Hintergrund an der Gestaltung der Seite, dem passenden Einfügen der Bilder und allem was dazu gehört, damit der Spaß am Mitlesen dessen, was wir so erleben nicht durch eine unschöne Grafik gestört wird.

Nun haben wir alle viel zu tun, und wir sind (glücklicherweise) nicht permanent aktiv präsent in den Köpfen anderer, und da kann es schon mal vorkommen, dass der ein oder andere einen neuen Blog-Beitrag um ein paar Tage „verpasst“. So oder so ähnlich wurde jedenfalls die Frage an mich herangetragen, ob wir nicht aktiv Bescheid sagen können, wenn wir ein kleines Update unserer Erlebnisse aufgeschrieben haben.

Da wir nicht jeden, der das möchte anrufen können, kam mir die Idee einer Art Newsletter in den Sinn. Nun sind Newsletter und Verteiler nicht jedermanns Sache und streng genommen bekommen wir doch sowieso schon jeden Tag viel zu viele Nachrichten, die wir gar nicht lesen und eigentlich auch gar nicht erst erhalten wollen. Deswegen gibt es nun hier die Möglichkeit, für jeden der gerne direkt über einen neuen Beitrag informiert sein möchte, sich in einen Newsletter Dienst einzutragen. Das Anmeldeformular hierzu steht weiter unten. Abmelden kann man sich natürlich auch jederzeit wieder, einfach den Anweisungen in der E-Mail folgen. Wir wollen es ja richtig machen. Ich habe das selbst auch noch nie gemacht, freue mich schon darauf und bin sehr gespannt wie es funktioniert.

So, nun weiterhin viel Spaß und Freude beim Lesen und „Miterleben“. Noch ein letzter Hinweis für heute: Wer unsere Reiseroute (wird regelmäßig aktualisiert) mitverfolgen mag, kann dies hier tun:
https://familytogo.net/?p=317

Aus der Zeit gefallen

Irland scheint ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein. Wir haben in den letzten zwei Wochen Ausflüge in die nächst „größeren“ Städte unternommen. An allen Orten (bezogen auf Europa), an denen wir vorher waren, hieß das im Grunde, dass die Städte austauschbar sind. Aldi, DM, H&M etc. findet man gefühlt in jeder größeren Stadt. Erfrischender- aber auch verwirrenderweise ist das hier anders. Besonders hübsch sind schon die vielen bunten Häuser. Man hat ein bisschen das Gefühl vor einem Postkartenmotiv zu stehen. Als mir dann in einem der winzigen Örtchen hier, unabhängig voneinander, verschiedene Leute in grünen Gummistiefeln entgegenkamen, wurde aus meinem Postkartenmotiv eine Kulisse für einen Rosamunde-Pilcher-Film.

In Kenmare und Castletownbere befinden sich auf der „Main“-Street unten kleine Ladengeschäfte mit Kleidung, Elektrowaren, Drogerien. Keine großen Ketten, sondern richtige Einzelhändler! Für mich – als Kind meiner Zeit – ist es geradezu faszinierend, dass es so etwas noch gibt. In den zwei- bis dreistöckigen Häusern sind oben Wohnungen untergebracht und es sieht aus als wohne der Schuster wie selbstverständlich über seinem Ladengeschäft. Es wirkt verdächtig nach Zeitreise.

Hier in Beara scheint die Zeit noch langsamer zu laufen. Es ist wirklich merkwürdig, seit wir hier sind leben wir in Zeitlupe. Dieses Gefühl am Sonntag Nachmittag „Huch, wo ist die Woche hin? Es war doch gerade erst Montag.“, das scheint hier ebenso weit weg wie der nächste H&M.

Die Tücke mit der Zeit ist, dass wenn sie so langsam vergeht, man viel Gelegenheit hat sich mit seinen eigenen Gedanken zu beschäftigen. Seit dem letzten Sonntag ist mein Papa ein Jahr tot, auch wenn es sich noch nicht wie ein Jahr anfühlt, sondern wie gerade eben erst. Soviel wie in den letzten zwei Wochen habe ich im ganzen letzten Jahr nicht darüber nachgedacht und darüber, wie ich damit umgehen will. Ich habe alle Gedanken daran vermieden, so wie der Teufel das Weihwasser und dann: „Huch, ist schon wieder Sonntag? …“. So habe ich wie gesagt, dass ganze letzte Jahr rumgebracht und dann finde ich mich 12 Monaten später an einem Ort wieder, der nicht zulässt, dass ich mich weiter vor mir selbst verstecke, sondern mich dem stellen muss.

Manchmal entwickelt diese Reise eine Eigendynamik, die ich nicht erwartet habe. Das Gefühl zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ist mir, seit wir unterwegs sind, schon ein paar Mal begegnet. Ich bin sehr gespannt, wohin uns der Weg noch führen wird. Und wie lange noch? Ich habe keine Ahnung. Klar ist nur, keiner von uns ist des Reisens müde!

Von Lämmern, Regenbögen und Entschleunigung

Seit einer Woche sind wir auf der Insel, beziehungsweise auf der Halbinsel Kilcatherine, aufgrund der hier herrschenden Richtlinien befinden wir uns in Quarantäne und dürfen nirgendwo hinfahren.  Wir sind an einem Ort, an dem man nicht mal den Pizzadienst rufen kann, der nächste kleine Laden gute 20 km entfernt liegt und der nächste größere Supermarkt ist im rund 40 Minuten (eine Strecke!) entfernten Kenmare.

Quarantäne? Kein Problem! Wo sollen wir auch hin. Allerdings sind wir viel zu Fuß unterwegs, genau genommen sind wir in dieser Woche nicht weiter gekommen als unsere Füße uns getragen haben und es sieht nicht so aus, als ob sich das in der kommenden Woche ändern würde.

Erstaunlicherweise war es trotzdem in keiner Weise langweilig, wir haben nur andere Dinge erlebt. Zum Beispiel sind wir durch Zufall Zeugen einer Geburt von zwei kleinen Lämmern geworden. Der Schäfer half den beiden gerade auf die Welt als wir vorbeikamen, die Kinder und ich muss zugeben ich selbst auch, waren beeindruckt. Die kleinen Lämmer waren aber auch zu niedlich, seitdem waren wir jeden Tag dort und haben nachgesehen, ob die 2 und ihre Mutter wohlauf sind.

An einem anderen Tag war unser Spaziergang von einem Regenbogen nach dem anderen begleitet, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Regenbögen gesehen.

In unserem Wohnzimmer steht ein Teleskop, mit dem wir tatsächlich eine Kolonie Robben beobachten können, die sich auf einigen vorgelagerten Felsen sonnen.

Die drei Großen klettern die Felsen hoch und runter, das sorgt für meine tägliche Portion Spannung und Adrenalin. Mich hätte als Kind auch nichts davon abgehalten dort rauf zu klettern, aber unten stehend bringt es mein Herz-Kreislauf-System in Schwung: es ist schon merkwürdig wie sich die Sicht im Laufe des Lebens ändert. Ganz selbstkritisch betrachtet sind die drei im Gegensatz zu mir vor ca. 25 Jahren kleine Angsthasen und machen Dinge lieber nicht, wenn sie sich nicht ganz sicher sind. Ich hätte es dann erst recht ausprobiert. (Mama, ich weiß nicht, wie du das ausgehalten hast?!)

Jedenfalls „erforschen“ die Drei auf ihren Streifzügen abseits der Straße Wasserfälle und Ruinen und dank Enid Bylton‘s „Fünf Freunde“ und der Fantasie kleiner und großer Mädchen erleben sie dabei ihre ganz persönlichen Abenteuer.

Es ist erstaunlich wie entschleunigt und gleichzeitig erlebnisreich und intensiv etwas sein kann. Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, erinnere ich mich, dass ich ganze Sommer so verbracht habe. Ich habe viele kleine Dinge gesehen und erlebt, die ich auch heute noch detailgenau vor Augen habe. Bekommen Erinnerungen durch die Langsamkeit, in der sie passieren ihre Tiefe? Vielleicht. Für mich ist es jedenfalls ein Erinnerungsschatz und ich wünsche mir sehr, dass meine Mädchen aus dieser Zeit hier in Irland einen solchen Erinnerungsschatz mitnehmen. Letztendlich ist die Idee „to make memories“ der größte Treiber für diese Reisen gewesen.

Seit Jahrhunderten und länger ist Irland ein mystisches und magisches Fleckchen Land und mit etwas Glück können wir ein klein wenig Magie von diesem Zipfel der Welt mitnehmen.

Back on the road auch bei stürmischer See

Es war ein eine lange Pause oder wie das Känguru (von M.U. Kling) sagen würde „Hello again!“. Tatsächlich waren wir jetzt etwas ungeplant fast 7 Wochen, nämlich seit Mitte Dezember zuhause in Bissendorf. Seitdem hat sich einiges getan und unsere Abfahrt hat sich ungewollt bis Ende Januar verzögert. Auch hatte ich vor, von zuhause aus den ein oder anderen Beitrag zu schreiben. Daraus ist nichts geworden. Komisch, ich weiß auch gar nicht warum. Scherzhaft habe ich in den letzten Tagen etwas theatralisch behauptet ich hätte eine Schreibblockade, in Wirklichkeit hatte mich der Alltag zuhause so schnell wieder fest im Griff, dass ich mir den Luxus mir Zeit zum Schreiben zu nehmen, einfach nicht genommen haben. Schade, denn ich tue das wirklich gern.

Jetzt sitze ich in Irland, die Kinder schlafen, wir sind vor dem Abendessen ausgiebig spazieren gegangen und endlich gönne ich mir den Luxus wieder etwas zu schreiben. Es gibt tatsächlich eine Menge zu erzählen.

Wie wir hergekommen sind zum Beispiel. Ende Dezember haben wir dieses Ferienhaus in Süd-West Irland und eine Fährüberfahrt gebucht. Ende Dezember war Irland in Sachen Corona auch der Musterschüler der EU, leider änderte sich das kurz nach Weihnachten. Was bedeutet, dass wir nur mit negativem PCR-Test einreisen durften. Gut, ein weiterer Stop auf unserer Reiseroute. So ging es los am Donnerstagmorgen um sieben, von Bissendorf nach Düsseldorf zum Corona-Test „Zentrum“. Wer sich darunter jetzt etwas Modernes high-tech-mäßiges vorstellt, wird enttäuscht sein, ich war es jedenfalls. Es handelte sich dabei um einen Container mit zwei Fenstern auf dem Hof eines Baustoffhändlers. So standen wir also am Donnerstag um halb zehn im strömenden Regen auf dem Hof eines Düsseldorfer Baustoffhändlers. Zum Glück war das Ganze dann aber sehr schnell und unkompliziert abgefrühstückt, sodass wir weiter nach Frankreich fahren konnten. Wir haben kurz hinter der belgisch-französischen Grenze eine Ferienwohnung für den Zwischenstopp für eine Nacht gemietet.

Unsere Kinder sind wirklich unkompliziert was lange Fahrten angeht und ich bin immer wieder erstaunt, dass sie fünf Stunden Autofahren ohne quengeln und größere Pause einfach so mitmachen.  In diesem Fall sogar zwei bzw. drei Tage am Stück. Erst von Bissendorf nach Croix in Frankreich und am nächsten Tag von dort nach Cherbourg zur Fähre.

Tja und dann kam der harte Teil, von Cherbourg nach Rosslare in Irland. Wir sind schon ein paar Mal mit der Fähre gefahren: Kristiansand – Hirtshals, Dünkirchen – Dover und auch schon übernacht von Newcastle nach Amsterdam. Unsere Erfahrungen bisher waren durchweg positiv und das, obwohl ich eigentlich seekrank werde sobald ich mit dem Tretboot auf den Dümmer fahre. Auf Fähren war das bisher zum Glück kein Problem.

Was wir nicht bedacht hatten, es ist Winter und entsprechend stürmisch und von Frankreich nach Irland führt die Route über den Atlantik. Das es ein Fehler war wurde mir klar, als kurz nach der Abfahrt ein irischer Seebär von Kapitän mir erklärte, dass die Fahrt aufgrund des Wetters 3 Stunden länger dauert als geplant und dass ich die Hochbetten der Kinder zusätzlich mit der quergelegten Leiter zwischen Matratze und Rahmen sichern soll und mit einem breiten Grinsen etwas von „fun“, „sailing“ und Herausforderung sagt. Was kann ich sagen? Er hat nicht übertrieben, etwa eine halbe Stunde später ging es los und es dauerte 19 Stunden lang, es war wie 19 Stunden lang Achterbahn fahren. Positiv anzumerken ist, dass unsere Kinder absolut seefest sind. Leider hatten sie deshalb auch kaum Verständnis für die zwei ächzenden Fleischwürste auf den Kabinenbetten, die ihre Eltern darstellten. An dieser Stelle nochmal einen Dank an Patric, der letzte Kräfte mobilisiert hat und mit den Kindern sogar essen gegangen ist. Wäre ich allein gewesen, die Armen hätten hungern müssen. Das hätte ich nicht geschafft!

In Irland angekommen, drei Stunden später als geplant, hatten wir nochmal gute vier Stunden Fahrt in das County Cork vor uns, bis wir im Niemandsland südlich-westlich von Kenmare endlich unser Ferienhaus erreichten. Fester Boden, schaukelfreie Betten – ein Segen!

Auf Reisen lernt man ja oft auch einiges, manchmal über fremde Länder, Sehenswürdigkeiten oder andere Kulturen, meiner Erfahrung nach aber am meisten über sich selbst.

Was ich bei dieser Reise gelernt habe:

Wir sollten uns wirklich mehr mit dem Wetter beschäftigen, das Atlantik im Winter nicht das Gleiche ist wie Ärmelkanal im Sommer hätte man ahnen können. Wobei ich ehrlicher Weise sagen muss, dass ich während der Überfahrt der festen Überzeugung war, dass es grob fahrlässig von der Fährgesellschaft ist diese Fährverbindung nicht deutlich als „gefährlich“ zu kennzeichnen. So in der Art wie es auf Zigarettenpackungen der Fall ist. ?

Wenn ich Kolumbus gewesen wäre, wäre Trump dieser Tage kein Thema gewesen, bis dahin wäre ich nämlich auf gar keinen Fall gekommen.

Reisen ist „unser Ding“, das wissen wir schon länger, aber wenn es so unglücklich läuft und am Ende trotzdem Alles in Allem alles gut gelaufen ist und auch die Kinder nach drei Tagen im Auto und einer unendlich langen Überfahrt gut zufrieden ankommen – dann ist das wahrscheinlich schon das Richtige.

Ein Eingeständnis noch an alle, die uns immer gesagt haben „ihr könnt die Kinder doch nicht ohne Fernsehen groß werden lassen“. Für alle die es nicht wissen, ein Outing: unsere Kinder schauen kein Fernsehen. Es gibt wenige Ausnahmen: selten mal bei Oma oder Opa, Bildungsfilme in der Schule bzw. jetzt eben auch zuhause und Finja hat drei Romanverfilmungen aus den 50ziger Jahren gesehen, von Büchern die sie zuvor gelesen hatte.
Jedenfalls hatte ich auf der Fähre den ersten Augenblick in 11 Jahren Mutterschaft in denen ich das bereut habe. Nachdem wir die Kinder die partout nicht wollten, bezirzt hatten sich das Kinderkino doch bitte, bitte wenigstens mal anzusehen, nur dieses eine Mal… musste die Unternehmung nach nicht mal 20 Minuten abgebrochen werden, weil der Zeichentrickfilm über Feen „viiiiiiel zu gruselig“ war. Meine Damen halten diese Form des Zeitvertreibs für absolut unangemessen – ja das hab ich jetzt davon! Seekrank – hin oder her.

Zwei Fragen könnten sich dem geneigten Leser noch stellen. Erstens: Wieso wir bei der Überfahrt nicht an Deck gegangen sind, da ist es bekanntlich besser mit der Übelkeit. Leider war das Deck aber gesperrt, weil aufgrund des Seeganges die Gefahr bestand herunter gespült zu werden.

Und Zweitens: Warum ich keine Tablette gegen Reiseübelkeit genommen habe, wo mir doch klar war, dass es so kommen konnte. Das hätte mein „Bauchbewohner/in“ nicht gut vertragen, wir bekommen nämlich im Juni noch einmal Nachwuchs.

Ich freue mich schon darauf, demnächst mehr von Irland zu schreiben. Mein Erster Eindruck ist, es ist ein Land genau nach meinem Geschmack – irgendwie rau und unbeugsam.