Was bisher geschah

Gerade habe ich nachgeschaut, wann wir den letzten Blogbeitrag veröffentlicht haben – im Oktober. Das ist wirklich lange her, da gibt es eine Menge nachzuholen.

In Italien hatten wir noch eine sehr schöne Zeit. Meine Mama hat uns auf Sizilien besucht. Eine Woche mit Oma: kniffeln, wandern, kochen. Es war großartig, nicht nur für die Kinder, auch für die Eltern. Außerdem war es eine gute Erinnerung an das italienische Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“.  Das ist etwas, dass uns auf Reisen ein wenig fehlt. Menschen, die den Kindern etwas beibringen, das wir nicht können. Fische ausnehmen zum Beispiel. Meine Mama kann es, ich kann es nicht. Aber Finja kann es jetzt auch. Danke Mama!

Nach dieser tollen Woche fielen die Temperaturen, etwas das uns in der Vergangenheit schon öfter zu schaffen gemacht hat. Finja, Jette und ich hatten allerdings noch „ein kleines Bonbon“. Patric und ich hatten Finja zu ihrem Geburtstag einen Trip nach Edinburgh geschenkt, deshalb sind wir drei Mädels von Sizilien aus nach Edinburgh geflogen und haben dort ein Wochenende verbracht.

Seit 13 Jahren bin ich nun Mama von kleinen Kindern. Jetzt könnte man meinen, wo will sie denn jetzt gedanklich hin? Keine Sorge lieber Leser, ich hole Dich ab. Mama von kleinen Kindern zu sein bedeutet, dass man sich permanent um kleine Mahlzeiten, Toilettengänge und Beschäftigung für jemanden anderes (also das Kind) kümmert. Nun saß ich also mit meinen beiden Großen am Flughafen Palermo, die beiden nahmen ihre mitgebrachten Bücher aus den Rucksäcken, die sie selbst getragen hatten, und lasen. Wie man das eben so macht, wenn man auf den Flieger wartet. Und ich? Ich hatte plötzlich nichts zu tun:

Keiner wollte etwas essen: „Habt ihr Hunger, Kinder?“ – „Nee, wir haben gerade gefrühstückt.“

Keiner wollte etwas spielen oder vorgelesen bekommen: „Wollt ihr Karten spielen?“ – „Jetzt nicht, später vielleicht.“

Keiner musste aufs Klo: „Müsst ihr mal?“ – „Nee, du?“

 Äh … und jetzt? Ich hatte nichts zu tun. Beinahe hätte ich den Fluggast neben mir gefragt: „Müssen Sie mal aufs Klo? Ich könnte mitgehen, sie sitzen hier ja wirklich schon eine ganze Weile. Wir wollen doch nicht, dass ES schief geht.“  

Es war ein richtig tolles Wochenende. Ich habe mich sehr entspannt und meine beiden großen Mädels so richtig genossen. Wir sind durch Museen und Galerien getingelt und haben uns in der Stadt die Füße platt gelaufen. Herrlich!

In den letzten Novembertagen sind wir dann von Sizilien Richtung Norden gestartet. Für den Rückweg brauchten wir gut zwei Wochen, in denen wir viel gefahren sind und uns wenig angeschaut haben. Nur in Neapel und Florenz haben wir einen längeren Stop gemacht.

Florenz ist eine tolle Stadt und ich glaube wir haben eine gute Zeit für unseren Besuch gewählt, es waren nur wenige Touristen unterwegs, überall war Weihnachtsdeko und es gab sogar einen kleinen Weihnachtsmarkt. Magisch! Allerdings waren die Temperaturen einstellig, sodass wir nicht so lang geblieben sind, wie es der Stadt vielleicht gebührt hätte.  Florenz steht auf jeden Fall auf der Liste der Städte, die wir nochmal besuchen wollen.

Anfang Dezember waren wir zurück in Bissendorf und haben die Vorweihnachtszeit und die Feiertage ganz traditionell genossen.

Der ursprüngliche Plan war zum Ende Januar wieder auf die Kanaren zu fliegen und dort mehrere Monate zu verweilen. Aber wie das so ist mit Plänen, nicht immer gehen sie auf und dieser Plan ist gleich auf mehreren Ebenen gescheitert.

Sodass es uns einiges an Mühe gekostet hat einen neuen Plan auszutüfteln. Nach einem einwöchigen Skiurlaub in Tschechien…

… sind wir für einen „Kurztrip“ von 4 Wochen nach Südfrankreich gefahren. Dort stecken wir gerade und genießen die Sonne. Ich bin dankbar, auch wenn die Tage hier gezählt sind, im Moment haben wir unseren Rhythmus wieder gefunden, sind alle gesund und fröhlich.

Nur den optimistischen Blick auf die nächsten Monate muss ich noch üben. Es stehen Veränderungen an und wir können nur hoffen, dass es gut wird.

Wenn es läuft

Man kann nicht alles planen und gelegentlich plant man und am Ende ist doch alles anders. Ich habe letzte Woche hervorragend geplant und wirklich schöne Spots für uns herausgesucht, romantisch auf einer Olivenfarm oder ein Stellplatz mit Pool und Blick auf den Ätna.

Klingt super, aber was man auf den schönen Fotos im Internet nicht sieht, sind zum Beispiel die italienischen Straßenverhältnisse. Mal ganz ehrlich, auf den Straßenschildern müsste oft „Vorsicht, Stufe!“ oder „Achtung, Grand Canyon Nachbildung!“ stehen. Wie können denn Straßenbeläge so schlecht sein? Wir haben wirklich schon einige Kilometer Straße in Europa gesehen, aber Italien spielt was schlechte Straßenverhältnisse angeht ganz oben mit. Ein Teil des Problems sind die Italiener selbst, dieses sonst so nette Volk verwandelt sich im Auto plötzlich zu Hooligans. Aber die Eigenschaft der Italiener auf jede noch so kleine Verzögerung mit einem Hupkonzert zu reagieren hat auch sein Gutes.

Letzte Woche steckten wir fest, mitten in der Stadt und das schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Wir hatten eigentlich gut geplant: eine große Straße rausgesucht, vorher bei Google Street View umgesehen – sah befahrbar aus. Leider hatten wir nicht einkalkuliert, dass wir in den Feierabendverkehr kommen würden. Es war ein Alptraum, rechts und links parkende Autos und von vorn Leute die völlig gehetzt jeden Zentimeter Platz ausnutzen, der sich bietet. Nach 10 Minuten waren wir nass geschwitzt. Es ging voran, langsam und schleppend, denn wir konnten immer nur dann etwas weiterfahren, wenn auf der Gegenfahrbahn jemand die Geistesgegenwart besessen hat uns ein Stück durchzulassen. Oft sind die Leute aber soweit vorgefahren wie es ging, um dann festzustellen, dass sie am Wohnwagen nur ganz schlecht vorbeikommen. Aber irgendwie ging es trotz Hupkonzert von hinten Meter für Meter vorwärts. Bis wir an ein parkendes Auto kamen. Jemand hatte seinen kleinen, rostigen Fiat so saublöd schräg in eine winzige Parklücke „geparkt“, dass das Heck deutlich auf die Fahrbahn ragte. Wir hätten bestimmt einen Meter auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen, um daran vorbeizukommen, die „Pfiffikusse“, die uns entgegengekommen sind hatten allerdings die Lücke zu dem auf ihrer Seite ebenfalls falsch parkenden Auto geschlossen und sich neben uns gestellt. Das war’s, keiner konnte vor oder zurück. Jetzt hätte eigentlich jemand mindestens 20 wild hupende Autofahrhooligans zum Rückwärtsfahren motivieren müssen – ausgeschlossen. „Patric, bleib ruhig! Das sind nur Geräusche, das Gehupe kann Dir nichts anhaben. Atme!“ Tja, aber der Hupterror hatte auch sein Gutes, er hat den Besitzer des Fiat auf den Plan gerufen. Dieser stieg ein und knallte mit dem verbeulten Vehikel vorwärts die Bordsteinkante hoch. Problem gelöst, unsere Fahrbahn war wieder frei! Noch 500m und wir waren wieder auf der Landstraße. Seitdem überlege ich, ob die mit ihrem Gehupe von Anfang an gar nicht uns meinten, vielleicht ist dieses Hupgepöbel mehr ein kollektiver Hilferuf?!

Dinge wie diese führen dazu, dass wir das Etappenziel nicht schaffen und dann ganz unromantisch an der Tankstelle neben der Müllpresse schlafen. Nur am Rande, die Männer von der Müllpresse fangen sehr pünktlich um 4:30 Uhr an. Wieso?

Und zum Thema romantische Olivenfarm, auf den Bildern hört man nicht den brünstigen Esel die halbe Nacht schreien, der Stellplatz am Hafen hatte eine so steile Zufahrt, dass es für uns glatter Selbstmord gewesen wäre dort runter zu fahren und der Spot mit Pool und Blick auf den Ätna war so verwinkelt, dass wir mit unserem Gespann keine Chance hatten auf einen Stellplatz zu kommen. Schade! Wenn es mal nicht läuft, dann ist es auch gern eine Serie. Da hilft dann auch die beste Planung nichts.

Das Schöne ist, da wir alles was wir brauchen an Bord haben, können wir bleiben wo wir wollen und wenn’s uns irgendwo nicht gefällt oder wir nicht hinpassen fahren wir einfach weiter. So sind wir jetzt schon etwas eher als gedacht auf Sizilien angekommen und dem Ätna gucken wir jetzt einfach von der anderen Seite beim Qualmen zu. Sehr beeindruckend!

Back to the roots

Vor neun Jahren waren wir das erste Mal mit dem Wohnwagen unterwegs. Ich hatte einige Zeit gebraucht, um Patric von dem Konzept des Campingurlaubes zu überzeugen. Unsere erste größere Tour führte uns 6 Wochen lang durch Schweden und Norwegen. Unser damaliger Anhänger war ein Knaus Südwind und wir waren auch nur zu viert. Aber es war das erste Mal, dass wir dieses Gefühl von Freiheit hatten, das uns immer wieder starten lässt. Seitdem ist übrigens auch Patric überzeugter Camper.

Ich habe mich daran zurückerinnert, weil wir nach den letzten sehr intensiven Wochen endlich wieder zu mehr Ruhe und Gelassenheit gefunden haben und wieder so unterwegs sind, wie wir es lieben gelernt haben.

Denn Campen ist nicht gleich Campen. Es gibt die Dauercamper, deren Domizil mehr einem Miniaturferienhaus als einem Wohnwagen gleicht; es gibt Clubcamper, die einmal im Jahr alles zusammenpacken was ins und ans Auto passt (kennt ihr: Dachbox, Fahrradträger und die Wangen der Kinder werden von dem ganzen Geraffel im Auto an die Seitenfenster gedrückt und hinterlassen klebrige Abdrücke. Wenigstens sehen die so was von der Welt!), dann geht’s 3 Wochen in eine große Campinganlage, Wassergymnastik und Minidisco genießen; die Luxuscamper, das sind die, die zwar alles (bis hin zur Spülmaschine) in ihrem Wohnmobil haben, aber nirgends mehr hin können, weil das Ding, so groß wie es ist, auf keinen Platz passt.

Unseren Stil, und ich denke wir befinden uns in guter Gesellschaft, würde ich als „Back to the roots“ bezeichnen. Wir genießen es in, oder zumindest nah an, der Natur zu sein, uns abseits der Touristenpfade zwischen die Einheimischen zu mischen, durch die Natur zu wandern und dort Unterschiede und Ähnlichkeiten zu entdecken. Dafür verzichten wir gern auf einen beheizten Pool auf dem Campingplatz. Und wenn es sich anbietet mal ganz ohne Campingplatz in der Natur zu stehen, dann wird auch unter der Gießkanne „geduscht“, kalt versteht sich 😉. Auch wenn das natürlich die Ausnahme ist, sind es diese Standorte, die in Erinnerung bleiben.

 

 

Das Einfache und Naturnahe erdet uns irgendwie, es macht uns entspannter und relaxter. Damals in Norwegen, wo frei campen erlaubt ist, ist uns das das erste Mal aufgefallen. Aktuell stehen wir am Rande eines winzigen, italienischen Bergdorfes an einem Platz, an dem Camper kostenlos stehen dürfen. Strom gibt es für 2 Euro und Wasser ist gratis, ein Zufallsfund, aber ein Glücksfund. Hier ist Nichts außer „Schön“ und plötzlich kommen Ruhe und Entspannung um die Ecke und gesellen sich zu uns. Herrlich!

Jeder wie er will, aber das ist das, was uns gut tut. Wir bleiben noch etwas und dann geht es weiter nach Sizilien.

 

Das ganz normale Leben und andere Widrigkeiten

Neulich habe ich den Post einer anderen Home-School-Mama gelesen, es ging um die Frage: „Wie geht das bei Euch? Denn ich komme mit Beruf, Reisen und Homeschooling an meine Grenzen.“

Ich habe überlegt, entgegen meiner Gewohnheit zu antworten, mich dann allerdings dagegen entschieden. Denn um dazu eine vernünftige Antwort zu geben, müsste man die Situation der Familie besser kennen.

Ganz grundsätzlich ist dieser Lebensentwurf nicht nach jedermanns Façon und die besonderen Anforderungen, die er an einen stellt kann oder will nicht jeder erfüllen. In meinen Augen müssen sogar viele Dinge gleichzeitig erfüllt werden, damit man mit diesem Lebensstil glücklich wird.

Auf der anderen Seite hat man im Leben, und so auch als Reisende, immer wieder Situationen, die einen ganz besonders herausfordern. Bei uns war es letzte Woche so weit. Am vergangenen Montag war Henk plötzlich krank. Nicht besorgniserregend, aber so, dass wir Wäsche waschen mussten und den ganzen Tag den fiebernden kleinen Mann getragen haben. Wo kam das her? Hoffentlich kein Virus! Vielleicht hat er etwas in den Mund genommen? Hat er etwas gegessen, dass nicht mehr gut war? Henk ging es am nächsten Tag wieder besser und auch sonst waren alle fit. Wir haben schon erleichtert aufgeatmet. Zu früh gefreut, im Laufe der Woche hat es fast alle erwischt. So viel zum Thema „an die Grenzen kommen“, wenn bei uns einer krank wird krieg‘ ich sowieso schon Panik. Es ist alles immer gleich mal sieben und das zieht schon ganz schön an den Kräften. Allein dadurch, dass die Nächte unruhig sind und Schlaf fehlt, und eben nicht ein oder zwei Nächte, sondern gleich vier oder mehr.

Das war eine Woche, die uns einiges abverlangt hat. Allerdings stellt sich für mich trotzdem nicht die Frage, ob Reisen und Homeschooling deshalb vielleicht nicht das Richtige für uns sind. Ich bin der Überzeugung, dass gute Dinge manchmal schwerer zu erreichen sind und das Dinge, die leicht zu erreichen sind nicht immer gut sind.

Auch wenn keiner krank ist braucht es viel Einsatz und Disziplin von uns allen, auch von den Kindern, wenn wir unser Lernpensum schaffen wollen, damit auf 17 Quadratmetern mit sieben Leuten kein komplettes Chaos ausbricht und jeder auch Ruhe und Zeit für sich findet.

Konkret sieht das so aus, dass wir um sieben Uhr aufstehen (Patric fängt allerdings schon um sechs mit der Arbeit an), damit wir um acht mit Homeschooling beginnen können. Wenn wir konzentriert arbeiten haben wir gegen 14 Uhr alle gemeinsam Freizeit und können gemeinsam etwas Schönes machen. Zum Thema Ordnung und Chaos, alles hat seinen Platz und wenn es nicht mehr benutzt wird, muss es dorthin zurück sonst liegt es allen im Weg – ganz einfach; das klappt natürlich nicht immer 😉. Aber wir arbeiten daran. Auch im Zwischenmenschlichen übt man seine Bedürfnisse gut zu kommunizieren z.B.  „Ich brauch mal Zeit für mich.“, denn sonst hat man kaum eine Chance zu „entkommen“.  

Aber diese Lebensart gibt auch so viel zurück (vielleicht nicht gerade in der Woche in der alle krank sind); wir haben so viele tolle gemeinsame Erfahrungen und Geschichten, so viele kleine Abenteuer und wir Eltern genießen die Zeit mit unseren Kindern so sehr, denn sie werden hoffentlich eines fernen Tages ohne uns auf Reisen gehen und den Rest der Welt entdecken.

In dieser Woche sind natürlich weniger Fotos entstanden, aber Pompeji haben wir gesehen und das süße kleine Örtchen Santa Maria di Castellabate. Außerdem haben wir das Glück auf einem wirklich zauberhaften kleinen Campingplatz ganz allein zu stehen.

 

Hinter Gittern

In der vergangenen Woche ist eine dieser netten Geschichten passiert an die man sich hinterher gern als eine „Weißt du noch, damals als..“-Geschichte erinnert. Diese Geschichte wird dann folgendermaßen weitergehen: Weißt du noch damals in Italien, als wir morgens auf diesem verlassenen Campingplatz wach geworden sind, der gar kein Campingplatz war und wo das Tor abgeschlossen war und wir nicht mehr herauskamen.

Das kam so: Wir kamen bei einsetzender Dämmerung und ausgeprägtem Hunger im Team deutlich später als geplant bei dem von uns sorgfältig ausgewählten Campingplatz an. Sorgfältig deshalb, weil in dieser Gegend die Plätze oft für so große Gefährte nicht ausgelegt sind und wir in den Tagen davor einige, sagen wir „fahrtechnisch anspruchsvolle“, Situationen hatten. Es bot sich uns bei der Ankunft folgendes Bild: Großes Campingplatzschild, Tor offen, Schranke offen und ein nettes schweizer Pärchen, welches ebenfalls Platz für eine Nacht suchte, außerdem Stromkästen zu, Wasserhähne abgedreht und keiner da, auch bei der Telefonnummer geht keiner ran. Was soll man da denken? Ganz einfach: „Was soll schon passieren?!“  So haben wir uns also zusammen mit dem schweizer Pärchen im Caddy für die Nacht auf dem ansonsten leeren Platz eingerichtet.

 

Am nächsten Morgen war dann allerdings das Tor zu, verschlossen mit Schloss und Kette. Äh ja, nun, das kann also auch passieren. Okay, das ist jetzt nicht ganz er Start in den Tag wie man ihn sich vorstellt; „Mama, Papa, das Tor ist zu. Wir kommen hier nicht mehr raus.“ Also eines ist in so einer Lage immens wichtig (und in vielen anderen auch), nicht aus der Ruhe bringen lassen und erstmal einen Kaffee kochen. Die Schweizer kamen mit ihren Klappstühlen rüber und wir tranken erstmal Kaffee. Finja ist losgezogen über den Zaun und hat nach jemandem geschaut der vielleicht aufmachen könnte. Kaffee trinken! Patric hat wen ans Telefon bekommen, der in schlechtem Englisch erklärt hat der Platz sei zu, man könne da nicht campen bevor er auflegte. Kaffee trinken! Während wir mit unserer neuen Bekanntschaft auf Klappstühlen vor unserem Wohnwagen saßen und den Kindern beim Ball spielen zuschauten und Kaffee tranken passierte lange nichts. Aber es hatte ja auch gar keine Eile, der Kaffee war warm, die Plätze bequem. Doch irgendwann erschien jemand auf dem Nachbargrundstück, er erklärte uns es sei geschlossen, allerdings nutze das Restaurant den Platz als Kundenparkplatz. Es täte ihm sehr leid, weil wir das ja nicht wissen konnten und er mache uns sofort wieder auf.

Erkundungstour und Telefonat hätten wir uns sparen können, wichtig war, dass wir da saßen, wo wir saßen, sonst hätte er uns vielleicht nicht bemerkt. Also, öfter Mal die Ruhe bewahren und Kaffee trinken damit man den Nachbarn mit der Lösung des Problems nicht verpasst.

Die Bilder sind in Tivoli entstanden. Die Villa d’Este und Villa Gregoriana sind definitiv eine Reise wert.

Zwischen Patina und Selfie-Stick

Ich bin vielleicht erledigt. Seit einer Woche stehen wir in der Nähe von Rom. Mehrfach waren wir in der italienischen Hauptstadt, um durch die Trümmer der Antike zu wandeln. Vieles an Rom ist bemerkenswert, es ist laut und chaotisch, es ist dreckig und voll mit Menschen, aber es gibt auch so viel aus allen Epochen seit der Antike zu entdecken, dass man in einer Woche gerade den kleinsten Bruchteil schafft.

Einmal mehr ist uns klar geworden, dass wir einfach keinen Spaß am Massentourismus haben. Es ist eigenartig zwiespältig. Auf der einen Seite sind wir Teil der Masse, denn wir schieben uns ja auch durch das Kolosseum und machen Fotos, auf der anderen Seite finde ich diese Instagram-Poser mit ihrem abgeknickten Kopf, dem angewinkelten Knie und den Shorts, die kürzer sind als nötig, geradezu grässlich. Braucht die Welt wirklich noch ein Foto vom Petersdom mit deinem Gesicht? Sind wir jetzt alle Germanys Next Top Modell, oder was? Furchtbar. Bei vielen kann man im Gesicht förmlich ablesen was sie denken: „Ah ha! Alte Steine, alte Steine, alte Steine!“

 

 

Aber auch, wenn wir den Anspruch haben nicht nur die alten Steine zu sehen, sondern auch den historischen Hintergrund zu erfassen, sind wir Teil dieses absolut unwürdigen Selfie-Stick-Limbo-Dance. Ich bin hin und her gerissen, auf der einen Seite möchte ich diese Art des Tourismus nicht unterstützen auf der anderen Seite möchte ich das Forum Romanum gesehen haben und auf dem Palatinhügel gewesen sein. Für die weitere Reise werden wir nur noch die aller nötigsten Touristenfallen ansehen und uns ansonsten an Land und Leute und kleine, liebevoll kuratierte Museen halten.

Im Rahmen der Hintergrundvermittlung haben wir uns in Rom private Führungen speziell für Kinder gegönnt. Das war ein echter Gewinn! Julia von der Lippe von Romamirabilia (https://www.romamirabilia.com/) hat die römischen Paläste der Antike und die dicken Päpste auf der Engelsburg vor unserem geistigen Auge auferstehen lassen.

 

 

Letztendlich muss aber auch klar sein, dass das Forum Romanum der Antike seiner Zeit kein besinnlicher Ort war, sondern ein belebtes Zentrum gewesen ist, das von Geschäftsleuten, Taschendieben, Neugierigen und den Posern seiner Zeit wimmelte. Sodass wir heute die vielen Menschen dort auch als Statisten in einer eindrucksvollen Kulisse betrachten könnten.

Wie immer kommt es auf den Blickwinkel an.

 

La dolce Vita – Wir kommen!

Unser letztes Teneriffa-Abenteuer hat ein jähes Ende gefunden, da sich einfach keine bezahlbare Bleibe finden lassen wollte. Etwas frustriert sind wir dann, leider deutlich eher als geplant, nach Hause geflogen.

Das ist der große Nachteil, wenn man sein „Haus“ nicht dabei hat. Wir haben lange überlegt, ob wir das Reiseleben unter diesen Umständen erstmal wieder drangeben, letztendlich hat dann aber doch die Neugier auf Italien überwogen. Vor gut zwei Wochen sind wir mit unserem „neuen“ Wohnwagen in Bissendorf aufgebrochen.

Was soll ich sagen, es war ein bisschen wie einen guten Freund treffen, den man lange nicht gesehen hat. Wir konnten genau dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Vieles von dem, was zuhause an uns zieht, fällt einfach ab. Keine Termine, keine Verpflichtungen gegenüber Haus und Hof dafür mehr Zeit für uns.

Unser erstes Etappenziel war München, auf einem absolut urigen, privaten Campingplatz haben wir mit „Platzwart“ Felix, einem echt bayrischen Original, am Lagerfeuer den Beginn dieser Reise eingeläutet. Schön war’s.

Am nächsten Tag erkundeten wir das Deutsche Museum in München, wenn wir nicht in Venedig verabredet gewesen wären, wären wir sicher ein paar Tage länger in München geblieben, denn ein Tag im Deutschen Museum ist einfach viel zu kurz. Es war so interessant, dass unsere Mädels glatt das Mittagessen vergessen haben und das kommt für gewöhnlich nicht vor.

So ging die Reise am nächsten Tag weiter über Österreich nach Venedig. Zwischenstopp an einem herrlichen Bergsee, die Nacht auf einem österreichischen Rastplatz.

Bei bestem Sommerwetter bezogen wir einen Campingplatz in der Nähe von Venedig. Dort haben wir ein paar richtig schöne Urlaubstage mit Freunden verbracht. Patric hatte Urlaub und auch die Kinder hatten schulfrei. La dolce Vita!

Ein Ausflug nach Venedig durfte natürlich nicht fehlen. Es war ein herrlicher Tag, wir haben uns im Museum Ca‘ Razzonico von unglaublich schönen Fresken beeindrucken lassen, leckere Pizza in einem Restaurant abseits des Touri-Stroms gegessen und uns auf dem Markusplatz unter die Touris gemischt. (Wobei ich sagen möchte, dass wir die Tauben nicht freiwillig gefüttert haben. Der Mann mit dem Taubenfutter hat uns einfach überrumpelt.)

Auf der Suche nach dem süßen Leben werden wir in den kommenden Wochen Italien und seine Museen erkunden. Unsere Mädels sind nämlich im Moment auf einem Museen-Trip.

Zwischenbilanz Teneriffa

Im Vergleich zum Reisen mit dem Wohnwagen ist auf Teneriffa – oder wie Lisbeth sagt Tennhiffa – im Ferienhaus wohnen geradezu langweilig. Deshalb gibt es auch wirklich kaum etwas zu berichten, wir waren in Vilaflor und haben eine Blume gesehen, die nur hier wächst. Super spannend? Außerdem haben die Mädels einen Surf- bzw. Bodyboardkurs belegt.

Das war ein Spaß, nicht nur für die Mädels. Patric und ich hatten uns vorgenommen ganz entspannt mit den beiden Kleinen Frühstücken zu gehen. Aber was soll ich sagen, der Plan war gut und dann … wir wollten nur noch ganz kurz gucken wie die drei sich so machen, als wir fertig waren mit gucken, war der Kurs beinahe zu ende. So was, kein Wunder, dass wir fünf Kinder haben – es macht uns einfach Spaß! Nächsten Samstag werden wir nochmal versuchen Frühstücken zu gehen. Die Mädels freuen sich schon darauf.

Zwei Wochen auf der Insel des ewigen Frühlings, hier eine Zwischenbilanz in Bildern:

 

Auf geht’s oder willkommen zurück in den Reiseschuhen

Endlich sind wir wieder unterwegs. Mir scheint wir brauchen jedes Mal länger, um uns in Bissendorf wieder loszueisen. Ursprünglich wollten wir schon Ende Januar wieder unterwegs sein. Da wir aktuell nicht auf unseren Wohnwagen zurückgreifen können, war es auch gar nicht so einfach etwas Passendes zu finden. Letztendlich hat es uns nach Teneriffa verschlagen, die Kanaren können den deutschen Winter auf ein erträgliches Maß kürzen.

Leider eignen sie sich aber gar nicht für eine Wohnwagentour, zumal unser Wohnwagen auch immer noch beim Händler auf seine Reparatur wartet (seit drei Monaten!). So sind wir nach einem sehr langen Reisetag in einer Ferienwohnung angekommen, die, nachdem Finja und ich zwei Stunden lang Krempel weggestellt und geputzt haben, ganz passabel ist. Bleibt aber die Frage, warum der ganze Nippes überhaupt dasteht?

Man könnte es sich leicht machen und sagen, jemand hat versucht zu „dekorieren“, über Geschmack lässt sich streiten. Allerdings bezweifle ich, dass irgendwer ein staubiges Teelicht in einem etwas wachsverschmierten Glas wirklich als dekorativ betrachtet. Warum dann?

 

 

Es musste irgendwo hin? Vielleicht! Aber ich will damit nicht Urlaub machen. Vor drei Jahren habe ich angefangen unser Zuhause von all diesem überflüssigen Krempel zu befreien. Nach dem Motto „Was nicht glücklich macht kann weg!“ bin ich Zimmer für Zimmer durchgegangen und habe ausgemistet. Inzwischen bin ich in den meisten Räumen mehrfach gewesen und habe immer noch etwas gefunden von dem wir uns trennen konnten. Es ist ein bisschen wie bei einer Zwiebel, Schicht für Schicht. Zuhause sind wir bei einem gut händelbaren Minimum angekommen.

Denn das ist es, worum es geht, jedes Teelicht, jede Vase, die rumsteht muss „gehändelt“ werden, man muss sie putzen, man muss sie zur Seite stellen, um das Fenster zu öffnen und in meinem Fall muss ich aufpassen, dass sie niemand runterschmeißt. Das braucht Zeit, mentale Energie und oder Geld, wenn man jemanden bezahlt, der die eigene Wohnung oder das Ferienhaus putzt.

Heute denke ich, das Ausmisten hat den Grundstein für unsere Reisen gelegt. Das Befreien von physischem Ballast hat auch zur Befreiung von mentalem Ballast geführt. Wir hatten den Kopf frei die Reisen zu planen. Wir kommen mit weniger Dingen aus und haben deshalb mehr Zeit für uns und unsere Kinder.

In der letzten Woche haben wir diese Zeit genutzt, um erstmal hier anzukommen und die Sonne zu genießen, Sonnenbrand inklusive. Wir haben die Umgebung erkundet und den Atlantik begrüßt und sind nun auf der Suche nach einer Bleibe für die kommenden Wochen, da wir dieses Ferienhaus nur für die ersten zwei Wochen gemietet haben.

Bei unserem letzten Kanaren Aufenthalt auf La Palma haben wir quasi das perfekte Ferienhaus (https://obisun.net/de/Casa/ficha_casa/2 – zur Erinnerung) gefunden, es war eine glückliche Fügung. Jetzt heißt es ein paar Tage Suchen und Hoffen, ich bin gespannt, wo wir landen und ob wir etwas finden, dass wir nicht ausmisten müssen, bevor wir darin wohnen können.

Für eine Antwort auf die Frage „Warum der ganze Nippes?“ gilt vielleicht der Umkehrschluss: Führt mentaler Ballast zum Anhäufen von Krempel? Ich weiß es nicht, aber ich vermute, dass es da einen Zusammenhang gibt.

 

Frohe Weihnachten

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Wir haben die letzten 1000 km unserer Reise kurz und schmerzlos mit nur einer Übernachtung geschafft und sind ohne weitere Zwischenfälle angekommen. Der Strudel der Weihnachtsvorbereitungen hat uns mit sich gerissen, aber nun ist alles vorbereitet und gepackt und wir warten auf das Christkind.

Für‘s Erste verabschieden wir uns in eine Winterpause und melden uns im neuen Jahr mit neuen Plänen.

Wer nicht verpassen möchte wie es weitergeht, kann sich hier in unseren Benachrichtigungsservice eintragen um den Reisestart nicht zu versäumen:

Nie wieder etwas verpassen

 

Bis dahin wünschen wir Euch einen guten Rutsch und ein harmonisches Jahr 2022!

Herzliche Grüße

Familie Vees