Ich bin vielleicht erledigt. Seit einer Woche stehen wir in der Nähe von Rom. Mehrfach waren wir in der italienischen Hauptstadt, um durch die Trümmer der Antike zu wandeln. Vieles an Rom ist bemerkenswert, es ist laut und chaotisch, es ist dreckig und voll mit Menschen, aber es gibt auch so viel aus allen Epochen seit der Antike zu entdecken, dass man in einer Woche gerade den kleinsten Bruchteil schafft.
Einmal mehr ist uns klar geworden, dass wir einfach keinen Spaß am Massentourismus haben. Es ist eigenartig zwiespältig. Auf der einen Seite sind wir Teil der Masse, denn wir schieben uns ja auch durch das Kolosseum und machen Fotos, auf der anderen Seite finde ich diese Instagram-Poser mit ihrem abgeknickten Kopf, dem angewinkelten Knie und den Shorts, die kürzer sind als nötig, geradezu grässlich. Braucht die Welt wirklich noch ein Foto vom Petersdom mit deinem Gesicht? Sind wir jetzt alle Germanys Next Top Modell, oder was? Furchtbar. Bei vielen kann man im Gesicht förmlich ablesen was sie denken: „Ah ha! Alte Steine, alte Steine, alte Steine!“
Aber auch, wenn wir den Anspruch haben nicht nur die alten Steine zu sehen, sondern auch den historischen Hintergrund zu erfassen, sind wir Teil dieses absolut unwürdigen Selfie-Stick-Limbo-Dance. Ich bin hin und her gerissen, auf der einen Seite möchte ich diese Art des Tourismus nicht unterstützen auf der anderen Seite möchte ich das Forum Romanum gesehen haben und auf dem Palatinhügel gewesen sein. Für die weitere Reise werden wir nur noch die aller nötigsten Touristenfallen ansehen und uns ansonsten an Land und Leute und kleine, liebevoll kuratierte Museen halten.
Im Rahmen der Hintergrundvermittlung haben wir uns in Rom private Führungen speziell für Kinder gegönnt. Das war ein echter Gewinn! Julia von der Lippe von Romamirabilia (https://www.romamirabilia.com/) hat die römischen Paläste der Antike und die dicken Päpste auf der Engelsburg vor unserem geistigen Auge auferstehen lassen.
Letztendlich muss aber auch klar sein, dass das Forum Romanum der Antike seiner Zeit kein besinnlicher Ort war, sondern ein belebtes Zentrum gewesen ist, das von Geschäftsleuten, Taschendieben, Neugierigen und den Posern seiner Zeit wimmelte. Sodass wir heute die vielen Menschen dort auch als Statisten in einer eindrucksvollen Kulisse betrachten könnten.
Wie immer kommt es auf den Blickwinkel an.