Da sind wir also am Mittwoch in l’Ampolla angekommen, im Dunkeln und im Sturm. Der Sturm ist uns auch noch ein paar Tage erhalten geblieben. Das war gut so, es war als hätte der Sturm Gedanken, Gefühle und innere Einstellungen davon geweht, die wir auf unserem Abenteuer nicht länger brauchen können und als der störende Ballast weg war kam die Sonne raus. Und nun sitzen wir täglich draußen – lernen und genießen die Sonne.
Der ursprüngliche Plan war am Wochenende direkt Richtung Portugal zu fahren. Aber die Rechnung haben wir ohne Corona gemacht. Auch Spanien hat der Virus fest im Griff. Was die staatlichen Organe von Andalusien dazu bewogen hat einfach alle Grenzen zu schließen. Es gibt offiziell keine Möglichkeit rein, raus oder durch zu kommen.
Als wir dessen gewahr wurden, war das im ersten Moment ein herber Rückschlag. Ausgebremst! Grob 1000 km vorm Ziel geht es nicht mehr weiter. Und nun?! Normalerweise würden wir anfangen nach Alternativen zu suchen, vielleicht rum telefonieren um nähere Informationen zu erhalten, auf jeden Fall würden wir versuchen es irgendwie schnellstmöglich möglich zu machen. Das wäre wahrscheinlich anstrengend und nervenaufreibend oder sehr frustrierend.
Doch dann kam mir die Erkenntnis: Wir sind frei! Wir müssen halt gar nicht nach Portugal und auch sonst nirgendwo hin. Überhaupt MÜSSEN wir in der nächsten Zeit nirgendwo hin. Nicht zur Arbeit, nicht zur Schule, nicht zum Kinderarzt oder zum Elternabend… nix. Ein irres Gefühl!
Das darf man natürlich nicht falsch verstehen, wir arbeiten, bzw. Patric tut das, die Kinder lernen um den Anschluss an die Altersgenossen nicht zu verlieren. Aber wir entscheiden wann! Es ist, als hätte ich ein Stück Kontrolle über unser Leben zurück bekommen. Nicht der Kinderarzt entscheidet was ich Donnerstag um halb vier mache (im Wartezimmer mit meinem völlig gesunden Kind rumsitzen, damit er dann 30 Minuten später auch weiß, was ich schon vorher wusste – das Kind ist topfit) sondern ich! „Kinder die Sonne scheint, ich hör das Meer – wir gehen hin!“