Grüße aus dem Waschsalon

Heute schreibe ich nicht mit dem Blick auf den Golf von Korinth oder in der Sonne sitzend am Strand, heute sitze ich in einem ungarischen Waschsalon, denn Wäsche waschen muss auch mal sein. Viele Dinge sind unterwegs einfacher, manche Dinge bekommen aber auch eine neue Dimension, Wäsche waschen zum Beispiel.  Die dritte Dimension ist unterwegs übrigens das „wo?“.

„Wäsche waschen“ ist in diesem Fall ein schönes Beispiel dafür, dass Dinge nicht schöner sind, nur weil sie leichter sind. Oft hat man hinterher ein besseres Gefühl, wenn das was man getan hat, auch ein bisschen schwierig war. Nicht zu schwierig, sondern so, dass man es gerade schaffen konnte.

Gestern sind wir in Bulgarien gestartet. So wie wir in den letzten Wochen schon oft gestartet sind. Aber gestern lief es trotz aller Übung nicht so gut. Das Gelände, auf dem wir standen, war sehr uneben und deshalb war die Deichsel des Hängers viel tiefer als die Anhängerkupplung des Autos. Beim Versuch den Hänger von Hand auf die Kupplung zu heben ist Patric die Deichsel des Hängers auf den Fuß gefallen. Autsch! Zum Glück war der Schreck größer als der Schaden. Patric ist mit einem dicken blauen Fleck davongekommen, es hätte aber leicht auch ein gebrochener Fuß dabei herauskommen können. Mit Hilfe des Platzbetreibers, Wagenheber und einer pfiffigen Idee konnten wir die Situation lösen und sind mit kleiner Verspätung gestartet, nur um eine halbe Stunde später auf das Ende des Staus vor der Grenze zuzufahren.

 

Die LKWs stehen dieser Tage vor der rumänischen Grenze in einem 15km langen Stau, aber auch als Privatperson haben wir dreieinhalb Stunden vorm Grenzposten gewartet, sodass es schon früher Nachmittag war, als wir endlich ernsthaft Fahrt aufnehmen hätten können. Wenn dann nicht das böse Hunger-Monster um die Ecke geschaut hätte. Also… nochmal anhalten, die Mannschaft füttern, aber danach ging es wirklich los und es stellte sich dieses Hochgefühl ein, das man bekommt, wenn man etwas geschafft hat. Nur hatten wir in Wirklichkeit erst 30 der insgesamt 500 Kilometer gefahren, weshalb das Gefühl genau genommen jeder Grundlage entbehrte.

Ähnlich ist es auch im Waschsalon, gleich piepen die Trockner und ich kann die saubere Wäsche für die ganze nächste Woche herausnehmen und falten. Wenn das erledigt ist, werde ich das Gefühl haben, heute schon richtig etwas geschafft zu haben. Zuhause stellt sich dieses Gefühl beim Waschen nur selten ein, es ist mehr ein stetiger Kampf gegen das Wäschemonster unter der Devise „A Laundry a Day keeps the Laundry-Monster away!. Der Kampf läuft einfach so parallel zum „Tagesgeschäft“.

Soweit zu gehen deshalb meine Waschmaschine abzuschaffen würde ich nicht, aber es ist doch eine schöne Erinnerung daran, dass es befriedigend sein kann nicht immer nach dem leichtesten oder bequemsten Weg zu suchen, denn größere Anstrengungen werden oft mit einem besseren Gefühl belohnt.

Ein netter Nebeneffekt im Waschsalon ist, hier ist es wirklich nett. Es riecht lecker nach gewaschener Wäsche, das Sofa ist bequem, es schreibt sich hier ganz hervorragend (nebenbei frage ich mich: wie viele Bücher wohl in Waschsalons geschrieben wurden?) und ich habe eine kleine Auszeit, weil die Kinder lieber mit Patric auf den Spielplatz gehen wollten. Vielleicht gehe ich zuhause doch gelegentlich mal im Waschsalon waschen?

Ein kleiner Nachtrag noch: zum Wäschefalten hatte ich dann doch einige Helfer, draußen ist es unattraktiv kalt 😉.

 

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