Wenn es läuft

Man kann nicht alles planen und gelegentlich plant man und am Ende ist doch alles anders. Ich habe letzte Woche hervorragend geplant und wirklich schöne Spots für uns herausgesucht, romantisch auf einer Olivenfarm oder ein Stellplatz mit Pool und Blick auf den Ätna.

Klingt super, aber was man auf den schönen Fotos im Internet nicht sieht, sind zum Beispiel die italienischen Straßenverhältnisse. Mal ganz ehrlich, auf den Straßenschildern müsste oft „Vorsicht, Stufe!“ oder „Achtung, Grand Canyon Nachbildung!“ stehen. Wie können denn Straßenbeläge so schlecht sein? Wir haben wirklich schon einige Kilometer Straße in Europa gesehen, aber Italien spielt was schlechte Straßenverhältnisse angeht ganz oben mit. Ein Teil des Problems sind die Italiener selbst, dieses sonst so nette Volk verwandelt sich im Auto plötzlich zu Hooligans. Aber die Eigenschaft der Italiener auf jede noch so kleine Verzögerung mit einem Hupkonzert zu reagieren hat auch sein Gutes.

Letzte Woche steckten wir fest, mitten in der Stadt und das schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Wir hatten eigentlich gut geplant: eine große Straße rausgesucht, vorher bei Google Street View umgesehen – sah befahrbar aus. Leider hatten wir nicht einkalkuliert, dass wir in den Feierabendverkehr kommen würden. Es war ein Alptraum, rechts und links parkende Autos und von vorn Leute die völlig gehetzt jeden Zentimeter Platz ausnutzen, der sich bietet. Nach 10 Minuten waren wir nass geschwitzt. Es ging voran, langsam und schleppend, denn wir konnten immer nur dann etwas weiterfahren, wenn auf der Gegenfahrbahn jemand die Geistesgegenwart besessen hat uns ein Stück durchzulassen. Oft sind die Leute aber soweit vorgefahren wie es ging, um dann festzustellen, dass sie am Wohnwagen nur ganz schlecht vorbeikommen. Aber irgendwie ging es trotz Hupkonzert von hinten Meter für Meter vorwärts. Bis wir an ein parkendes Auto kamen. Jemand hatte seinen kleinen, rostigen Fiat so saublöd schräg in eine winzige Parklücke „geparkt“, dass das Heck deutlich auf die Fahrbahn ragte. Wir hätten bestimmt einen Meter auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen, um daran vorbeizukommen, die „Pfiffikusse“, die uns entgegengekommen sind hatten allerdings die Lücke zu dem auf ihrer Seite ebenfalls falsch parkenden Auto geschlossen und sich neben uns gestellt. Das war’s, keiner konnte vor oder zurück. Jetzt hätte eigentlich jemand mindestens 20 wild hupende Autofahrhooligans zum Rückwärtsfahren motivieren müssen – ausgeschlossen. „Patric, bleib ruhig! Das sind nur Geräusche, das Gehupe kann Dir nichts anhaben. Atme!“ Tja, aber der Hupterror hatte auch sein Gutes, er hat den Besitzer des Fiat auf den Plan gerufen. Dieser stieg ein und knallte mit dem verbeulten Vehikel vorwärts die Bordsteinkante hoch. Problem gelöst, unsere Fahrbahn war wieder frei! Noch 500m und wir waren wieder auf der Landstraße. Seitdem überlege ich, ob die mit ihrem Gehupe von Anfang an gar nicht uns meinten, vielleicht ist dieses Hupgepöbel mehr ein kollektiver Hilferuf?!

Dinge wie diese führen dazu, dass wir das Etappenziel nicht schaffen und dann ganz unromantisch an der Tankstelle neben der Müllpresse schlafen. Nur am Rande, die Männer von der Müllpresse fangen sehr pünktlich um 4:30 Uhr an. Wieso?

Und zum Thema romantische Olivenfarm, auf den Bildern hört man nicht den brünstigen Esel die halbe Nacht schreien, der Stellplatz am Hafen hatte eine so steile Zufahrt, dass es für uns glatter Selbstmord gewesen wäre dort runter zu fahren und der Spot mit Pool und Blick auf den Ätna war so verwinkelt, dass wir mit unserem Gespann keine Chance hatten auf einen Stellplatz zu kommen. Schade! Wenn es mal nicht läuft, dann ist es auch gern eine Serie. Da hilft dann auch die beste Planung nichts.

Das Schöne ist, da wir alles was wir brauchen an Bord haben, können wir bleiben wo wir wollen und wenn’s uns irgendwo nicht gefällt oder wir nicht hinpassen fahren wir einfach weiter. So sind wir jetzt schon etwas eher als gedacht auf Sizilien angekommen und dem Ätna gucken wir jetzt einfach von der anderen Seite beim Qualmen zu. Sehr beeindruckend!

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